27|05|20

Die Lockdown-Tagebücher, Tag 74

Ja, lange ist es her seit dem letzten Eintrag. Hatte plötzlich den Corona-Koller, was soll man dazu noch schreiben, es tuns ja schon zu viele und Überfluss führt zu Überdruss…Denn letzten Endes arrangiert man sich eben mit den Bedingungen, das ist ja eine unserer grossen Qualitäten (zuweilen auch das genaue Gegenteil). Innehalten, sich umsehen, neu denken. (Wobei diese Möglichkeit natürlich ein unerhörtes Privileg ist und nur die verhältnismässig sehr bequeme Situation einer mittelständischen Mitteleuropäerin abbildet.)

Bald wird man zurückschauen und ziemlich sicher auch positive Seiten des Stillstands nennen. Städte, die wieder atmen können. Vögel, die nicht lauter als Presslufthämmer pfeifen müssen, um sich mit Ihresgleichen zu verständigen. Nachbarn, die sich über die Balkone zuprosten.

Seit gestern Montag nun sind die Terrassen wieder geöffnet, das Leben ist nun in Phasen der Deeskalation eingeteilt (Phase 0 bis Phase 3), die in die «neue Realität» führen wird. Es ist seltsam berührend, nach Monaten wieder schreiende, lachende Kinder zu hören, einem Ball nachrennend, die Welt um sich vergessen.

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27|05|20