05|11|20

24 Jahre für die (junge) Fotografie

Im Essay «Understanding a Photograph» schreibt John Berger, dass hinter einer Fotografie die bewusst getroffene, menschliche Entscheidung stehe, diesen bestimmten Moment, das konkrete Objekt mit der Kamera festzuhalten. Demzufolge wäre das Fotografieren kein impulsiver Akt, sondern basiere auf einer vorgängigen Idee, einem Gedankengang, einem Motiv, letzten Endes: auf einer Erzählung. Denn, so Berger weiter, wenn ständig und alles und jedes fotografiert würde, hätten die resultierenden Bilder eben diese vorhin genannntegenannte, «menschgemachte» Auszeichnung verloren – die Fotos würden mechanisch, seelen- und belanglos. Fotografie ist «der Prozess, der die Beobachtung selbst-bewusst («self-conscious») macht».

Weiterlesen
05|11|20
27|05|20

Die Lockdown-Tagebücher, Tag 74

Ja, lange ist es her seit dem letzten Eintrag. Hatte plötzlich den Corona-Koller, was soll man dazu noch schreiben, es tuns ja schon zu viele und Überfluss führt zu Überdruss…Denn letzten Endes arrangiert man sich eben mit den Bedingungen, das ist ja eine unserer grossen Qualitäten (zuweilen auch das genaue Gegenteil). Innehalten, sich umsehen, neu denken. (Wobei diese Möglichkeit natürlich ein unerhörtes Privileg ist und nur die verhältnismässig sehr bequeme Situation einer mittelständischen Mitteleuropäerin abbildet.)

WEITERLESEN
27|05|20
17|03|20

Die Lockdown-Tagebücher (Barcelona, März 2020)

Tag 1 (Sonntag, 15.3.2020)
Pflanzen arrangiert bzw. Balkon hergerichtet, Brot gebacken, Kaffee gekauft im kleinen Lädeli der Pakistaner um die Ecke. Dazu 2 Liter Hafermilch, es sollte reichen bis morgen. Immer wieder: Nachdenken darüber, was die nächsten 14 Tage des Lockdown wegen der Coronavirus-Pandemie sein wird. Spinning-Rad beim sonst prinzipiell geschmähten Online-Versand bestellt. Wird am Mittwoch geliefert, für einmal keine Zweifel, dass  jemand zur entsprechenden Zeit zuhause sein wird. WEITERLESEN

17|03|20
21|07|19

BIRMINGHAM

Scheppernde Metallgatter
Wellblechabdeckungen
Gietschende Tore
Wind lautlos aber kraftvoll
Verästelungen der Baumkronen
Ins Schloss fallend mit einem Knall
Leuchtreklamen ohne orthografische Präzision
Leuchtende Worte unbekannter Herkunft
Längst auf dem Asphalt vermoderte Blätter der säumenden, einsamen Bäume
der Gehsteig, dumpfer Pfad wohin, feucht schimmernde Flächen wechseln ab mit feuchtem Asphalt
Eine ungeordnete Gruppe von gelben Zigarrettenkippen vor heruntergelassener Ladenstore
Die Schultern hochgezogen, die Kapuze, Hände in den Taschen, forscher Gang in Windrichtung
Und der Regen, niederträchtig, böse und ephimer
Saf’s Café, die Stühle ungeordnet, keine Bedienung,
Ziegelsteingebäudereihen
Abweisende, zerklüftete Fassade, mit offener Brachfläche wechselnd,
Zerdrückter Zaun,
Slow, look left, look right

The motherland of expensive
Losing is religion
«Eat for less», statt simply eat less

21|07|19
17|12|17

Paradise – Lost?

Ein Mittwoch im September, morgens um halb zehn, in einem kleinen Käffchen im schönen Bergell. Die einen sitzen vielleicht erst oder wieder beim Kaffee, die anderen machen Besorgungen aller Art, in diesem kleinen Dorf sind die Dinge überschaulich – es zählt ja nur knapp über 200 Einwohner.
Dann stürzen, vom vom Piz Cengalo im hinteren Val Bondasca, Felsen ins Tal, als Murgang schiebt sich die Bergmasse bis nach Bondo.
Die Konsternation, ja eher, der Schrecken, war landesweit gross. WEITERLESEN

17|12|17
24|02|17

2017 und darüber hinaus

Im AVE von Barcelona nach Lyon, Abfahrt frühmorgens um 7.20, herrscht Stille. Die wenigen Passagiere sitzen vor ihren Laptops oder lesen Zeitung. Sicherheitspersonal patrouilliert mit forschen Gesichtern durch die Waggons, eine leider neuere Begleiterscheinung jeglichen Reisens.
An meinem Platz ist das Laptop ebenfalls aufgeklappt.

WEITERLESEN

24|02|17